September 2020, Aarau (Schweiz)

»Pascal, was tust du im Alltag, um dich zufrieden zu fühlen?«

»Die letzten drei Tage war ich offline. Wir übernachteten in einem kleinen Häuschen in den Bergen. Die Abgeschiedenheit tat gut. Ein Tisch, zwei Betten und ein Ofen … viel mehr gab es nicht. Während es draussen schneite, las ich ein Buch, schrieb Ideen in mein Notizbuch oder sprach zur Kamera. In den letzten Wochen hatte ich damit begonnen, einige neue Videos zu drehen, sie jedoch immer wieder verworfen. ›Wen würde dieser Inhalt schon interessieren?‹, dachte ich mir. Es gibt diese Depri-Tage, an denen ich im Bett liege und alles hinterfrage. Am ersten Tag lässt meine Freundin mich deprimiert sein, am zweiten Tag drückt sie mir die Kamera in die Hand oder sagt mir, dass ich joggen gehen soll. Es ist nicht wahr, dass ich das alles allein schaffe. Ich denke, jeder braucht Unterstützung von aussen, sei es der Partner oder ein Mentor.

Einige meiner bisherigen Videos handeln von Minimalismus. Vor ein paar Jahren hatte ich eine gut bezahlte Arbeit als Informatiker, ein Auto, eine grosse Wohnung und eine mittelmässige Beziehung. Es war komfortabel. Aber ich fragte mich, ob das schon alles gewesen ist … ich spürte, dass mich der grosse materielle Besitz einschränkte. Somit zog ich nach der Trennung in eine 27-Quadratmeter-Wohnung in der Altstadt. Ein Grossteil meiner Kleidung wurde verschenkt, das Auto ebenfalls. Platz für einen Esstisch hatte ich nicht, und meine Matratze lag auf einem Zwischenboden über dem Bad – die Zimmerdecke ein Meter über mir. Heute vermisse ich diese Wohnung ein bisschen. Ich musste mich auf das Wesentliche beschränken, was mir Freiraum gab, mehr Momente zu erleben. Das können Kleinigkeiten sein. Ein Buch lesen. Videos drehen. Sport machen … mit dem Fahrrad kannst du viele Kilometer flussabwärts fahren, da sieht’s fast aus wie in Kanada.

Es überraschte mich, dass du vorgeschlagen hast, mit mir über Motivation zu reden, denn ich bin eine eher faule Person. Vielleicht vermittelt mein Auftreten auf Social Media einen falschen Eindruck. Dabei gebe ich mir Mühe, möglichst authentisch zu sein … zu zeigen, dass ich normale Tage im Büro habe und nicht die meiste Zeit in den Bergen unterwegs bin, wie man es früher von meinen Posts hätte glauben können. Mittlerweile weiss ich, dass Motivation durch das Machen entsteht. Das Erfolgsgefühl im Nachhinein. Du kannst tausend Ideen haben, aber wenn du nicht beginnst, hilft dir das wenig. Jeden Tag ein bisschen weitergehen und du wirst ans Ziel kommen.«

 

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Seit unserem ersten Gespräch im Jahr 2020 hat sich Pascals Leben nochmals stark verändert. Sein Lebensmittelpunkt liegt mittlerweile ausserhalb der Schweiz. Wie das genau kam, erzählt er in meinem Buch. Zudem findest du Einblicke auf seinem Youtube-Kanal:

https://www.youtube.com/@haveless